In der Diskussion um Nachhaltigkeit im Einzelhand stehen Lidl und Rewe oft im Fokus -
Die Frage, wer nachhaltiger ist — Discounter wie Lidl oder Supermarkt wie Rewe — ist nicht so einfach zu beantworten. Beide haben ihre Vor- und Nachteile in Bezug auf Nachhaltigkeit.
Discounter wie Aldi, Lidl oder Netto sind bekannt für ihre günstigen Preise und ihr breites Sortiment. Sie setzen oft auf Eigenmarken und reduzieren dadurch Verpackungsmüll. Außerdem legen sie Wert auf kurze Tansportwege und regionale Produkte, um den CO2-Ausstoß zu minimieren. Discounter bieten auch vermehrt Bio-Produkte an und achten auf eine artgerechte Tierhaltung. Allerdings wird oft kritisiert, dass die niedrigen Preise zu Lasten der Qualität gehen und dass die Mitarbeiter schlecht bezahlt werden.
Supermärkte wie Edeka, Rewe oder Kaufland haben ein größeres Sortiment als Discounter und bieten oft eine größere Auswahl an regionalen Produkten an. Sie setzen vermehrt auf nachhaltige Verpackungen und bemühen sich um einen bewussten Umgang mit Ressourcen. Supermärkte haben auch häufiger Fairtrade-Produkte im Angebot und unterstützen sozial engagierte Projekte. Allerdings sind die Preise in Supermärkten oft höher als in Discountern, was viele Menschen abschreckt.
Letztendlich kommt es also darauf an, welche Aspekte der Nachhaltigkeit einem persönlich am wichtigsten sind. Wenn man Wert auf günstige Preise legt, ist ein Discounter vielleicht die bessere Wahl. Wenn einem hingegen regionale Produkte oder eine größere Auswahl wichtiger sind, sollte man eher in einem Supermarkt einkaufen.
Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass sowohl Discounter als auch Supermärkte noch Verbesserungspotenzial haben, um noch nachhaltiger zu werden. Der bewusste Konsum und die Unterstützung von lokalen Bauernmärkten oder Unverpackt-Läden können ebenfalls dazu beitragen, die eigene Nachhaltigkeit zu fördern.
Ich zitire aus einer Studienarbeit einer lieben Freundin die Einblick hinter die Kulissen hatte:
Wer ist nachhaltiger: Discounter oder Supermarkt? Ein Vergleich am Beispiel von Lidl und Rewe
1. EINLEITUNG
Wie nachhaltig verhalten sich zwei der größten Unternehmen des Lebensmitteleinzelhandels in Deutschland? Was bedeutet Nachhaltigkeit und wie unterscheiden sich ein Discounter und ein Supermarkt hinsichtlich ihrer Bemühungen für nachhaltige Entwicklung? Und auf welche Weise machen die Unternehmen ihre Bemühungen öffentlich? In der vorliegenden Arbeit werden zwei der größten Unternehmen des Lebensmitteleinzelhandels in ausgewählten Bereichen der Nachhaltigkeit anhand dieser Fragen verglichen und bewertet.
2. AUFBAU DER ARBEIT
Zunächst wird der in dieser Arbeit wichtige Begriff Nachhaltigkeit erklärt und dessen Rolle im Lebensmitteleinzelhande (LEH) dargelegt, bevor im nächsten Schritt die Unternehmen die in dieser Arbeit untersucht werden sollen, vorgestellt werden.Danach wird die Untersuchung der Unternehmen anhand der Kriterien Transparenz, Klima und Energie, Lebensmittelqualität und Abfallentsorgung durchgeführt.Ein abschließendes Fazit fasst die Ergebnisse zusammen und gibt einen Ausblick auf die Zukunft der nachhaltigen Entwicklung im LEH.
3. DIE BEDEUTUNG DER NACHHALTIGKEIT
Nachhaltigkeit und nachhaltiger Konsum sind seit Jahren Schlüsselthemen in der gesellschaftlichen, politischen und wissenschaftlichen Diskussion, denn die Bedeutung der Nachhaltigkeit hat in den letzten Jahrzenten eine starke Wandlung erfahren und ist heute zu einer globalen Zielvorstellung für die Menschheit geworden.
Der Ökonom Dennis Meadows erläutert, dass die Nachhaltigkeit wie wir sie heute verstehen, ihren Ursprung in einer Eigenart des Menschen hat, welche er als Grenzüberschreitung bezeichnet: “Grenzüberschreitung bedeutet, über bestehende Grenzen hinauszuschießen, zu weit zu gehen […] Der Mensch begegnet diesem Phänomen täglich.“ (Meadows 2009, S. 1) “Die Hauptursache für Grenzüberschreitungen ist das Wachstum und damit verbunden beschleunigte Entwicklung und rascher Wandel. Seit mehr als einem Jahrhundert unterliegen viele Bereiche des globalen Systems einem raschen Wachstum. So nehmen Bevölkerung, Nahrungs- und Industrieproduktion, Ressourcenverbrauch und Umweltverschmutzung ständig zu, oft sogar immer schneller. Diese Zunahme folgt einem Muster, das Mathematiker als exponentielles Wachstum bezeichnen.” (Meadows 2009, S.17)
Seit den 70er Jahren unseres Jahrhunderts wächst die Befürchtung, dass die derzeitige (wirtschaftliche) Entwicklung (oder exponentielles Wachstum) nicht dauerhaft aufrechtzuerhalten ist, das heißt, der Menschheit keine Zukunft bietet. Insbesondere gilt dies für die ungebremste Zerstörung der natürlichen Lebensgrundlagen durch die Übernutzung und Vergiftung der natürlichen Ressourcen.” (vgl. Rogall 2002,S.16) Diese Befürchtung war der Ursprung für die ersten öffentlichen Auseinandersetzungen über die Notwendigkeit von umfassenden Maßnahmen zum Erhalt der Umwelt. Sie können damit als Beginn der modernen Umweltschutzpolitik bezeich-
net werden.” (Rogall 2002, S. 25)
Seit der ersten Umweltschutzkonferenz der Vereinigten Nationen 1972 wird in Fachkreisen die Frage diskutiert, ob das menschliche Leben und Wirtschaften zu einem Punkt steuert, an dem es Gefahr läuft, sich seiner eigenen natürlichen Grundlagen zu berauben. In allen Staaten der Erde setzt sich die Erkenntnis durch, dass eine langfristige und dauerhafte Verbesserung der Lebensverhältnisse für eine wachsende Weltbevölkerung nur möglich ist, wenn sie die Bewahrung der natürlichen Lebensgrundlagen mit einschließt. ” Dieser Entwicklung hat die Weltgemeinschaft Rechnung getragen, indem sie sich auf der UN-Konferenz “Umwelt und Entwicklung” in Rio de Janeiro 1992 auf das neue, gemeinsame Entwicklungsleitbild sustainable development (im Deutschen Nachhaltige Entwicklung) einigte. (vgl.Rogall 2002, S. 37) Hinter diesem Leitbild verbirgt sich das Prinzip, dass die heute lebenden Menschen ihre Bedürfnisse nur so weit befriedigen dürfen, dass die Natur von schädlichen Umwelteinwirkungen geschützt wird und den künftigen Generationen die gleichen Ressourcen erhalten bleiben, wie den gegenwärtigen Generationen zur Verfügung stehen. (vgl. Rogall 2002, S. 17) Also eine Entwicklung im Rahmen der Grenzen des natürlichen Umweltraumes.
4. NACHHALTIGKEIT IM LEH
Gerade die Produktion und der Konsum von Lebensmitteln verursachen massive Umweltbelastungen. Laut dem Bericht “Nachhaltiger Handel(n)?”, der vom Umweltbundesamt (UBA) im Januar 2020 veröffentlicht wurde sind die weltweiten Ernährungssysteme verantwortlich für 70 Prozent des Frischwasserverbrauchs, 60 Prozent des Artenverlustes, 33 Prozent des Flächenverbrauchs und 24 Prozent der Treibhausgasemissionen. In Deutschland sind bis zu 30 Prozent aller Umweltauswirkungen auf die Produktion und den Konsum von Lebensmitteln zurückzuführen.
Vor diesen Hintergrund stellt die Ernährung einen zentralen Bereich in der deutschen Nachhaltigkeitspolitik dar. Nachhaltigkeit ist aber nicht nur ein Thema der Politik, auch die Verbraucher sensibilisieren sich immer stärker und achten beim Einkauf auf Nachhaltigkeit. (vgl. UBA 2020, S. 20) Nach Angaben der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) hat sich der Anteil der Verbraucherinnen und Verbraucher, die Wert auf einen gesundheitsorientierten und nachhaltigen Lebensstil legen, in den vergangenen fünf Jahren von 18 auf 31 Prozent erhöht. (vgl. GfK 2019)
Der LEH spielt im Ernährungssystem eine entscheidende Rolle. Zunächst ist er derjenige, der die Bevölkerung mit dem Großteil an Lebensmitteln versorgt. Im Jahr 2016 kaufte ein Haushalt durchschnittlich 226-mal beim LEH ein. Zudem weist der LEH in Deutschland ein dichtes Filialnetz von mehr als 37.000 Geschäften auf. (vgl. UBA 2020, S. 24)
In Folgendem werden die Unternehmen Lidl und Rewe, zwei der größten Lebensmittelhändler Deutschlands vorgestellt und bezüglich den Kriterien Transparenz, Energieeffiziens, Lebensmittelqualität und Abfallentsorgung verglichen und bewertet.
5. VORSTELLUNG DER UNTERNEHMEN
5.1 LIDL
Der Discounter Lidl ist Teil der Schwarz Gruppe, zu der auch Kaufland gehört. Das Unternehmen hat im Jahr 2019 in Deutschland einen Umsatz von 22,7 Milliarden Euro erzielt und mit über 3.000 Filialen ist Lidl neben der Aldi-Gruppe der Marktführer im Segment der Lebensmittel-Discounter. Zudem handelt es sich um ein internationales Unternehmen, Lidl ist aktuell in 32 Ländern vertreten. In Deutschland umfasst das Festsortiment des Discounters rund 4.000 Einzelartikel. Davon sind rund 25 Prozent des Sortiments Markenartikel, während Eigenmarken 75 Prozent ausmachen. Ergänzt wird das Sortiment durch Aktionsartikel, die zweimal pro Woche wechseln. (Lidl Nachhaltigkeitsbericht 2020, S. 11)
Die Nachhaltigkeitsbemühungen von Lidl erläutert das Unternehmen in seinem in zweijährigem Zyklus publizierten Nachhaltigkeitsbericht. Die vorliegende Arbeit wird sich auf den Nachhaltigkeitsbericht 2018–2019 beziehen,welcher den Namen “mehrWERTschätzen” trägt. Die Leiterin der Abteilung für Corporate Social Responsibility (CSR) bei Lidl Deutschland Dr. Elisabeth Koep beschreibt in diesem, wie sehr sich Lidl seiner gesellschaftlichenVerantwortung bewusst ist und erklärt die Vision von Lidl, der nachhaltigste Frische-Discounter Deutschlands zu werden. (vgl. Lidl Nachhaltigkeitsbericht 2020) Zu diesem Zweck hat sich der Lebensmitteleinzelhändler konkrete Ziele für das Jahr 2025 und das Jahr 2030 gesetzt.
Diese werden in dieser Arbeit analysiert und bewertet.
5.2 REWE
Der international tätige Vollsortimenter Rewe gehört zu der genossenschaftlich strukturierten Rewe Unternehmensgruppe. Die Rewe-Filialen werden aufgrund der Unternehmensphilosophie der dezentralen Verwaltung von selbstständigen Kaufleuten geführt. Im Geschäftsjahr 2019 erzielte Rewe nach eigener Berichterstattung in Deutschland einen Umsatz von 24,5 Milliarden Euro. Das Unternehmen gehört wie Lidl zu den größten Lebensmitteleinzelhändlern Deutschlands. (vgl. Rewe Group, 2020)
Die Analyse der Nachhaltigkeitsbemühungen von Rewe beziehen sich auf den Nachhaltigkeitsbericht 2019. Der Konzern veröffentlicht jährlich einen Nachhaltigkeitsbericht auf seiner Webseite.
6.1 TRANSPARENZ
„Die Nachhaltigkeitsberichterstattung könnte ein Instrument der Rechnungslegung gegenüber Öffentlichkeit und Politik darstellen. Damit kommt ihr sowohl für die erfolgreiche Kommunikation des Leitbilds als auch unter Akzeptanz- und Wettbewerbsgesichtspunkten für Unternehmensaktivitäten erhebliche Bedeutung zu.“
(Grundwald/Kopfmüller 2012, S. 187) In einer Nachhaltigkeitsberichtserstattung legt das Unternehmen seine Bemühungen im Bereich der nachhaltigen Entwicklung offen und rechtfertigt diese möglichst objektiv. Aufgrund deren Wichtigkeit hat die Europäische Union (EU) mit der EU Richtlinie 2014/95/EU ein neues Gesetz geschaffen welche öffentliche Unternehmen, die mehr als 500 Mitarbeiter im Jahresdurchschnitt beschäftigen, dazu verpflichtet eine Form des Nachhaltigkeitsberichtes zu veröffentlichen. Dieser soll vor allem dazu dienen die Öffentlichkeit über die soziale und ökologische Entwicklung des Unternehmens zu informieren. (vgl. nachhaltigkeitskodex.de)
In der vorliegenden Arbeit werden als grundlegende Quelle für die Bewertung der Unternehmen hinsichtlich ihrer Bemühungen für die nachhaltige Entwicklung die Nachhaltigkeitsberichte der Unternehmen genutzt. Es sei darauf hingewiesen, dass es sich bei den Nachhaltigkeitsberichten um selbst erstellte und herausgegebene Publikationen des jeweiligen Unternehmens handelt. Die Berichte werden als Kommunikationsmittel für ihre Stakeholder genutzt, denen gegenüber sie sich möglichst positiv präsentieren müssen.
Um trotzdem wahrheitsgemäße und objektive Aussagen zu treffen, folgen und orientieren sich die Nachhaltigkeitsberichte sowohl von Lidl als auch von Rewe an den international anerkannten Standards der Global Reporting Initiative (GRI). Die GRI ist eine unabhängige Organisation mit dem Ziel den Unternehmen weltweit bei
der Erstellung der Nachhaltigkeitsberichte durch Standards und Richtlinien zu helfen (vgl. Grunwald/Kopfmüller 2012, S. 188) Zur Sicherung der Qualität und Glaubwürdigkeit lässt die Rewe Group zusätzlich ausgewählte Daten ihrer Berichterstattung durch eine Wirtschaftsprüfungsgesellschaft prüfen.
Bei der Untersuchung der Berichte der beiden Unternehmen zeigt sich, dass die Unternehmen zwar grundsätzlich zu allen Kriterien Angaben machen, diese jedoch im Umfang, der Ausrichtung und dem Detailgrad stark variieren können. Auch haben die Unternehmen zu verschiedenen Zeitpunkten mit der Veröffentlichung regelmäßiger Nachhaltigkeitsberichte begonnen. Rewe war mit seinem ersten Bericht im Jahr 2009 im filialisierten LEH Vorreiter. Lidl hat hingegen im Jahr 2018 ziemlich spät damit angefangen eigenständige Nachhaltigkeitsberichte zu veröffentlichen. Es kann gesagt werden, dass der Bericht von Rewe der umfangreichere und detailliertere von den beiden ist.
6.2 ENERGIE
Der Klimawandel ist eine der größten globalen Herausforderungen und hat weitreichende Auswirkungen weltweit. Bestehende Ökosysteme sowie die biologische Vielfalt sind bedroht und die Lebensgrundlage von Millionen von Menschen existenziell gefährdet. Vor diesem Hintergrund sieht das Pariser Klimaabkommen vor, die Erderwärmung auf deutlich unter 2 Grad zu halten und Anstrengungen zu unternehmen den Temperaturanstieg auf 1,5 Grad zu begrenzen. Bewegungen wie Fridays for Future zeigen, dass das Bewusstsein für die Notwendigkeit von Klima-
schutzmaßnahmen auch in der Gesellschaft verankert ist.
In dem Bereich der Energie geht es demnach darum wie energieeffizient und dadurch klimafreundlich die Unternehmen sind. Beide in dieser Arbeit besprochenen Lebensmitteleinzelhändler sind Großunternehmen und zählen somit mit ihrer hohen Anzahl an Energieträgern wie Licht, Kühlung, Heizung und Kassensystemen in den Filialen und Logistikzentren zu den großen kommunalen Verbrauchern von Energie und Rohstoffen, woraus hohe CO2 Emissionen resultieren. Die Bemühungen der Unternehmen ihren Energieeinsatz zu optimieren um ihre CO2-Emissionen dem technischen Minimum anzunähern werden im folgenden besprochen.
Lidl hat sich zum Ziel gesetzt bis 2030 alle seine Immobilien klimaneutral zu betreiben. Da bei Lidl der Strom mit 72,3 Prozent die wichtigste Energiequelle ist, setzt das Unternehmen auf stromsparendere Technologien. Im Jahr 2019 waren 257 Fotovoltaikanlagen auf den Dächern der Filialen und Logistikzentren installiert. Aus denen konnte im selben Jahr 4.808 MWh selbst erzeugte Energie in das eigene Stromnetz eingespeist werden. Somit konnte das Unternehmen den Einsatz erneuerbarer Energien zwischen 2018 und 2019 mehr als verdoppeln. Außerdem gestaltet
Lidl die Mobilitätswende mit. An insgesamt 184 Filialen können Kunden bereits ihr Elektrofahrzeug an einer E‑Ladesäule mit zertifiziertem Grünstrom aufladen.
Ziel des Unternehmens ist es zukünftig jede neu eröffnete Filiale mit einer E‑Ladesäule auszustatten. Auch 20 Prozent des eigenen Fuhrparks sollen ab 2025 mit alternativen Antrieben fahren. (Lidl Nachhaltigkeitsbericht 2020, S. 100)
Die Rewe Group hat im Jahr 2008 seine erste Klimabilanz erstellt und die Umstellung auf zertifizierten Grünstrom gestartet. Seitdem überprüft das Unternehmenseine Fortschritte mit der jährlichen Erstellung einer solchen Klimabilanz durch unabhängige Experten. Seit 2009 verfolgt das Unternehmen sein Green-Building Konzept, einen ganzheitlichen Nachhaltigkeitsansatz für seine Standorte. Im Jahr 2013 hat die Rewe Group ihr seit 2009 bestehendes Klimaziel aktualisiert und strebt seither an, die Treibhausgasemissionen pro Quadratmeter Verkaufsfläche bis 2022 gegenüber 2006 zu halbieren. Zudem hatte sich das Unternehmen zwei weitere Ziele für 2022 gesetzt: den Stromverbrauch je Quadratmeter Verkaufsfläche um 7,5 Prozent zu senken und die Kältemittelbedingte Treibhausgasemissionen je Quadratmeter Verkaufsfläche um 35 Prozent gegenüber 2012 zu reduzieren. Beide angestrebten Zielwerte wurden bereits im Jahr 2018 erreicht. Zu diesen Erfolg trug auch der Einsatz klimaschonender Kältemittel bei. (Rewe Nachhaltigkeitsbericht 2020)
Betrachtet man den angegebenen Energieintensitätsquotienten in den Nachhaltigkeitsberichten der beiden Unternehmen schneidet Lidl mit 235,2 kWh/m2 deutlich besser ab als Rewe mit 457,3 kWh/m2.
6.3 LEBENSMITTELQUALITÄT
Der stationäre LEH stellt seinen Kunden täglich eine große Auswahl an alltäglichen Lebensmitteln zum Konsum zu Verfügung und hat damit einen großen Einfluss auf die Ernährung und somit auch auf die Gesundheit der Bevölkerung. Laut den jeweiligen Nachhaltigkeitsberichten haben sowohl Lidl als auch Rewe den Anspruch an sich selbst ihre Eigenmarken gesünder zu gestalten.
Lidl hat vor in den kommenden fünf Jahren in den Eigenmarken eine absatzgewichtete Reduzierung von Zucker und Salz um 20 Prozent zu erreichen. Bisher konnten rund 8 Prozent Salz und 14 Prozent Zucker reduziert werden. Auch Rewe will bis Ende 2020 bei rund 50% der Eigenmarkenartikel eine Salz- oder Zuckerreduktion umsetzen.
Um den Kunden die Auswahl der Lebensmittel zu vereinfachen und Consumer Confusion zu vermeiden kennzeichnen die Unternehmen jene Produkte die bestimmte Standards erfüllen mit entsprechenden Siegeln. (vgl. Buerke 2016, S. 69)
Das Festsortiment von Lidl schließt im Berichtszeitraum 340 regionale und nationale Bio- bzw. Bioland Lebensmittel mit ein. Bis 2025 möchte das Unternehmen mindestens 10 Prozent des Festsortiments als Bio- bzw. Bioland-Lebensmittel anbieten. (Lidl Nachhaltigkeitsbericht 2020, S. 11 ff.) Außerdem strebt das Unternehmen an bis Ende 2020 die Artikel mit Regionalfenster-Kennzeichnung im Festsortiment auf 200 Produkte zu erweitern.
Bei Rewe befinden sich ca. 600 Bio-Produkte und 463 Regionalfenster-Artikel im Sortiment. Zusätzlich wendet Rewe auf seinen Eigenmarkenprodukten das Pro Planet-Label an, welches Produkte kennzeichnet die ökologisch, sozial und nachhaltig produziert worden sind oder erhöhten Tierwohlstandards entsprechen. Am Beispiel des Fairtrade-Labels und des Palmöls in den Produkten kann man erkennen, dass beide Unternehmen bisher ähnliches geleistet haben: beide setzen bei ihren Eigenmarken ausschließlich auf zertifiziertes Palmöl und versuchen stetig den Anteil an Fairtrade-Produkten im ihrem Sortiment zu erhöhen.
In den untersuchten Punkten diesen Bereichs sind keine nennenswerten Unterschiede in der Vorgehensweise der beiden Unternehmen zu erkennen, es ist viel mehr ein Kopf an Kopf rennen.
6.4 ABFALLENTSORGUNG
Ein Einzelhandelsunternehmen trägt natürlich auch die Verantwortung für den Abfall den es produziert, denn mit steigendem Umsatz wächst im Normalfall auch die Gesamtabfallmenge. Es hat Einfluss darauf wie die, durch die Unternehmenstätigkeit entstehenden Abfälle, genutzt bzw. wiederverwertet oder entsorgt werden.
Bei Lidl wird der gesamte Recyclingprozess durch Green-Cycle, den Umweltdienstleister der Schwarz Gruppe gesteuert. Im Geschäftsjahr 2019 wurden so rund 82 Prozent der angefallenen Abfälle recycelt (z.B. Papier, Pappe und Kartonage, Plastikfolien und PET-Flaschen). Die Restabfälle wurden zu 92 Prozent mit der Methode der thermischen Verwertung in Energie umgewandelt. In seinem Nachhaltigkeitsbericht betont Lidl die Vorteile seines geschlossenen Kreislaufs: „Kunststoffe, die bei uns entstehen, wollen wir nicht mehr aus der Hand geben. Dafür
haben wir die Infrastruktur geschaffen, mit der wir den gesamten Wertstoffkreislauf abdecken können. In den Werken der Schwarz-Produktion stellen wir Eigenmarkenartikel her und verpacken diese. Nach dem Verkauf in unseren Filialen holt das gruppeneigene Entsorgungsunternehmen PreZero Wertstoffmanagement die leeren Verkaufsverpackungen im gelben Sack bei vielen Kunden in Deutschland wieder ab. Anschließend werden die Wertstoffe sortiert, bevor sie im eigenen Recyclingunternehmen zu neuen Kunststoffgrundprodukten aufbereitet werden. Das schont Ressourcen, das Klima und ist wirtschaftlich sinnvoll.” (Lidl Nachhaltigkeitsbericht 2020, S. 113) Wie viel Prozent des Abfalls bei Lidl letztendlich recycelt werden geht aus dem Bericht nicht hervor.
Rewe berichtet nicht so ausführlich über seine Abfallentsorgung wie Lidl. Es geht hervor, dass Rewe kein eigenes Entsorgungs- oder Recyclingunternehmen besitzt, sondern mit externen Entsorgungspartnern zusammenarbeitet. Die nicht-gefährlichen Abfälle von Rewe werden im Wesentlichen werkstofflich verwertet, und zwar zu einer Quote von 97,8 Prozent.
Es kann gesagt werden, dass Lidl eine bessere Kontrolle über den Wertschöpfungsprozess hat, da fast alles unternehmensintern stattfindet.
7. FAZIT UND AUSBLICK
In dieser Arbeit wurde gezeigt, dass das für die Erde und die gesamte Menschheit wichtige Thema Nachhaltigkeit nach und nach auch den deutschen Lebensmitteleinzelhandel erreicht hat. Die Unternehmen des LEH sind sich bewusst, dass sie sich mit neuen nachhaltigeren Zielsetzungen und Handlungswegen auseinandersetzen müssen, um in der heutigen Zeit wettbewerbsfähig und relevant zu bleiben. Die Untersuchung und Gegenüberstellung zwei erfolgreicher Lebensmitteleinzelhändler hinsichtlich ihrer Bemühungen zur nachhaltigen Entwicklung ergibt, dass
sowohl Lidl als Discounter wie auch Rewe als Supermarkt ähnliche Ansätze verfolgen. Zu der allgemeinen Hypothese, dass Vollsortimenter grundsätzlich nachhaltiger handeln als Discounter, kann gesagt werden, dass sie nach erfolgter Betrachtung nicht zutreffend war, denn je nach betrachtetem Aspekt schnitt mal der Discounter (hier Lidl) und mal der Vollsortimenter (hier Rewe) besser ab.
Außerdem hat die Analyse gezeigt, dass es aufgrund der vorhandenen und von den Unternehmen veröffentlichten Daten, noch nicht möglich ist einen Einzelhändler als eindeutig nachhaltiger oder weniger nachhaltig einzustufen, was auf das noch junge aber doch sehr komplexe Thema zurückzuführen ist. Mit den bisher publizierten und schon recht umfangreichen Nachhaltigkeitsberichten ist das Fundament für eine umfassende Berichterstattung geschaffen worden, nun muss es zum Ziel werden, dass alle Unternehmen des deutschen LEH anhand ihrer Nachhaltigkeitsbe-
richte so verglichen werden können, dass für ihre gesamten Stakeholder eine klare Bewertung möglich wird und sich der Einsatz für Nachhaltigkeit zu einer festen Kenngröße für die Unternehmen entwickelt. Dadurch kann ein Wettbewerb geschaffen werden, welcher es für Unternehmen noch erstrebenswerter macht, nachhaltiger zu Handeln und somit einen größeren Beitrag zu leisten um unserem gemeinsamen Ziel der Erhaltung unserer Lebensgrundlagen ein Stück näher zu kommen.
Letztendlich liegt es an jedem Einzelnen, seine eigenen Prioritäten zu setzen und zu entscheiden, welcher Supermarkt besser zu den eigenen Werten und Bedürfnissen passt. Es ist jedoch erfreulich zu sehen, dass sowohl Lidl als auch Rewe sich aktiv für Nachhaltigkeit einsetzen und kontinuierlich daran arbeiten, ihre Prozesse und Produkte noch nachhaltiger zu gestalten.
Hinterlasse jetzt einen Kommentar