Lidl oder Rewe — Wer macht das Rennen

Supermarkt - Lidl

In der Diskussion um Nachhaltigkeit im Einzelhand stehen Lidl und Rewe oft im Fokus -

Die Fra­ge, wer nach­hal­ti­ger ist — Dis­coun­ter wie Lidl oder Super­markt wie Rewe — ist nicht so ein­fach zu beant­wor­ten. Bei­de haben ihre Vor- und Nach­tei­le in Bezug auf Nach­hal­tig­keit.

Dis­coun­ter wie Aldi, Lidl oder Net­to sind bekannt für ihre güns­ti­gen Prei­se und ihr brei­tes Sor­ti­ment. Sie set­zen oft auf Eigen­mar­ken und redu­zie­ren dadurch Ver­pa­ckungs­müll. Außer­dem legen sie Wert auf kur­ze Tans­port­we­ge und regio­na­le Pro­duk­te, um den CO2-Aus­stoß zu mini­mie­ren. Dis­coun­ter bie­ten auch ver­mehrt Bio-Pro­duk­te an und ach­ten auf eine art­ge­rech­te Tier­hal­tung. Aller­dings wird oft kri­ti­siert, dass die nied­ri­gen Prei­se zu Las­ten der Qua­li­tät gehen und dass die Mit­ar­bei­ter schlecht bezahlt wer­den.

Super­märk­te wie Ede­ka, Rewe oder Kauf­land haben ein grö­ße­res Sor­ti­ment als Dis­coun­ter und bie­ten oft eine grö­ße­re Aus­wahl an regio­na­len Pro­duk­ten an. Sie set­zen ver­mehrt auf nach­hal­ti­ge Ver­pa­ckun­gen und bemü­hen sich um einen bewuss­ten Umgang mit Res­sour­cen. Super­märk­te haben auch häu­fi­ger Fair­trade-Pro­duk­te im Ange­bot und unter­stüt­zen sozi­al enga­gier­te Pro­jek­te. Aller­dings sind die Prei­se in Super­märk­ten oft höher als in Dis­coun­tern, was vie­le Men­schen abschreckt.

Letzt­end­lich kommt es also dar­auf an, wel­che Aspek­te der Nach­hal­tig­keit einem per­sön­lich am wich­tigs­ten sind. Wenn man Wert auf güns­ti­ge Prei­se legt, ist ein Dis­coun­ter viel­leicht die bes­se­re Wahl. Wenn einem hin­ge­gen regio­na­le Pro­duk­te oder eine grö­ße­re Aus­wahl wich­ti­ger sind, soll­te man eher in einem Super­markt ein­kau­fen.

Es ist jedoch wich­tig zu beach­ten, dass sowohl Dis­coun­ter als auch Super­märk­te noch Ver­bes­se­rungs­po­ten­zi­al haben, um noch nach­hal­ti­ger zu wer­den. Der bewuss­te Kon­sum und die Unter­stüt­zung von loka­len Bau­ern­märk­ten oder Unver­packt-Läden kön­nen eben­falls dazu bei­tra­gen, die eige­ne Nach­hal­tig­keit zu för­dern.

Ich ziti­re aus einer Stu­di­en­ar­beit einer lie­ben Freun­din die Ein­blick hin­ter die Kulis­sen hat­te:

Wer ist nachhaltiger: Discounter oder Supermarkt? Ein Vergleich am Beispiel von Lidl und Rewe

1. EINLEITUNG
Wie nach­hal­tig ver­hal­ten sich zwei der größ­ten Unter­neh­men des Lebens­mit­tel­ein­zel­han­dels in Deutsch­land? Was bedeu­tet Nach­hal­tig­keit und wie unter­schei­den sich ein Dis­coun­ter und ein Super­markt hin­sicht­lich ihrer Bemü­hun­gen für nach­hal­ti­ge Ent­wick­lung? Und auf wel­che Wei­se machen die Unter­neh­men ihre Bemü­hun­gen öffent­lich? In der vor­lie­gen­den Arbeit wer­den zwei der größ­ten Unter­neh­men des Lebens­mit­tel­ein­zel­han­dels in aus­ge­wähl­ten Berei­chen der Nach­hal­tig­keit anhand die­ser Fra­gen ver­gli­chen und bewer­tet.

2. AUFBAU DER ARBEIT
Zunächst wird der in die­ser Arbeit wich­ti­ge Begriff Nach­hal­tig­keit erklärt und des­sen Rol­le im Lebens­mit­tel­ein­zel­han­de (LEH) dar­ge­legt,  bevor im nächs­ten Schritt die Unter­neh­men die in die­ser Arbeit unter­sucht wer­den sol­len, vor­ge­stellt werden.Danach wird die Unter­su­chung der Unter­neh­men anhand der Kri­te­ri­en Trans­pa­renz, Kli­ma und Ener­gie, Lebens­mit­tel­qua­li­tät und Abfall­ent­sor­gung durchgeführt.Ein abschlie­ßen­des Fazit fasst die Ergeb­nis­se zusam­men und gibt einen Aus­blick auf die Zukunft der nach­hal­ti­gen Ent­wick­lung im LEH.

3. DIE BEDEUTUNG DER NACHHALTIGKEIT

Nach­hal­tig­keit und nach­hal­ti­ger Kon­sum sind seit Jah­ren Schlüs­sel­the­men in der gesell­schaft­li­chen, poli­ti­schen und wis­sen­schaft­li­chen Dis­kus­si­on, denn die Bedeu­tung der Nach­hal­tig­keit hat in den letz­ten Jahr­zenten eine star­ke Wand­lung erfah­ren und ist heu­te zu einer glo­ba­len Ziel­vor­stel­lung für die Mensch­heit gewor­den.

Der Öko­nom Den­nis Mea­dows erläu­tert, dass die Nach­hal­tig­keit wie wir sie heu­te ver­ste­hen, ihren Ursprung in einer Eigen­art des Men­schen hat, wel­che er als Grenz­über­schrei­tung bezeich­net: “Grenz­über­schrei­tung bedeu­tet, über bestehen­de Gren­zen hin­aus­zu­schie­ßen, zu weit zu gehen […] Der Mensch begeg­net die­sem Phä­no­men täg­lich.“ (Mea­dows 2009, S. 1) “Die Haupt­ur­sa­che für Grenz­über­schrei­tun­gen ist das Wachs­tum und damit ver­bun­den beschleu­nig­te Ent­wick­lung und rascher Wan­del. Seit mehr als einem Jahr­hun­dert unter­lie­gen vie­le Berei­che des glo­ba­len Sys­tems einem raschen Wachs­tum. So neh­men Bevöl­ke­rung, Nah­rungs- und Indus­trie­pro­duk­ti­on, Res­sour­cen­ver­brauch und Umwelt­ver­schmut­zung stän­dig zu, oft sogar immer schnel­ler. Die­se Zunah­me folgt einem Mus­ter, das Mathe­ma­ti­ker als expo­nen­ti­el­les Wachs­tum bezeich­nen.” (Mea­dows 2009, S.17)

Seit den 70er Jah­ren unse­res Jahr­hun­derts wächst die Befürch­tung, dass die der­zei­ti­ge (wirt­schaft­li­che) Ent­wick­lung (oder expo­nen­ti­el­les Wachs­tum) nicht dau­er­haft auf­recht­zu­er­hal­ten ist, das heißt, der Mensch­heit kei­ne Zukunft bie­tet. Ins­be­son­de­re gilt dies für die unge­brems­te Zer­stö­rung der natür­li­chen Lebens­grund­la­gen durch die Über­nut­zung und Ver­gif­tung der natür­li­chen Res­sour­cen.” (vgl. Rogall 2002,S.16) Die­se Befürch­tung war der Ursprung für die ers­ten öffent­li­chen Aus­ein­an­der­set­zun­gen über die Not­wen­dig­keit von umfas­sen­den Maß­nah­men zum Erhalt der Umwelt. Sie kön­nen damit als Beginn der moder­nen Umwelt­schutz­po­li­tik bezeich-
net wer­den.” (Rogall 2002, S. 25)
Seit der ers­ten Umwelt­schutz­kon­fe­renz der Ver­ei­nig­ten Natio­nen 1972 wird in Fach­krei­sen die Fra­ge dis­ku­tiert, ob das mensch­li­che Leben und Wirt­schaf­ten zu einem Punkt steu­ert, an dem es Gefahr läuft, sich sei­ner eige­nen natür­li­chen Grund­la­gen zu berau­ben. In allen Staa­ten der Erde setzt sich die Erkennt­nis durch, dass eine lang­fris­ti­ge und dau­er­haf­te Ver­bes­se­rung der Lebens­ver­hält­nis­se für eine wach­sen­de Welt­be­völ­ke­rung nur mög­lich ist, wenn sie die Bewah­rung der natür­li­chen Lebens­grund­la­gen mit ein­schließt. ” Die­ser Ent­wick­lung hat die Welt­ge­mein­schaft Rech­nung getra­gen, indem sie sich auf der UN-Kon­fe­renz “Umwelt und Ent­wick­lung” in Rio de Janei­ro 1992 auf das neue, gemein­sa­me Ent­wick­lungs­leit­bild sus­tainable deve­lo­p­ment (im Deut­schen Nach­hal­ti­ge Ent­wick­lung) einig­te. (vgl.Rogall 2002, S. 37) Hin­ter die­sem Leit­bild ver­birgt sich das Prin­zip, dass die heu­te leben­den Men­schen ihre Bedürf­nis­se nur so weit befrie­di­gen dür­fen, dass die Natur von schäd­li­chen Umwelt­ein­wir­kun­gen geschützt wird und den künf­ti­gen Gene­ra­tio­nen die glei­chen Res­sour­cen erhal­ten blei­ben, wie den gegen­wär­ti­gen Gene­ra­tio­nen zur Ver­fü­gung ste­hen. (vgl. Rogall 2002, S. 17) Also eine Ent­wick­lung im Rah­men der Gren­zen des natür­li­chen Umwelt­rau­mes.

4. NACHHALTIGKEIT IM LEH
Gera­de die Pro­duk­ti­on und der Kon­sum von Lebens­mit­teln ver­ur­sa­chen mas­si­ve Umwelt­be­las­tun­gen. Laut dem Bericht “Nach­hal­ti­ger Handel(n)?”, der vom Umwelt­bun­des­amt (UBA) im Janu­ar 2020 ver­öf­fent­licht wur­de sind die welt­wei­ten Ernäh­rungs­sys­te­me ver­ant­wort­lich für 70 Pro­zent des Frisch­was­ser­ver­brauchs, 60 Pro­zent des Arten­ver­lus­tes, 33 Pro­zent des Flä­chen­ver­brauchs und 24 Pro­zent der Treib­haus­gas­emis­sio­nen. In Deutsch­land sind bis zu 30 Pro­zent aller Umwelt­aus­wir­kun­gen auf die Pro­duk­ti­on und den Kon­sum von Lebens­mit­teln zurück­zu­füh­ren.
Vor die­sen Hin­ter­grund stellt die Ernäh­rung einen zen­tra­len Bereich in der deut­schen Nach­hal­tig­keits­po­li­tik dar. Nach­hal­tig­keit ist aber nicht nur ein The­ma der Poli­tik, auch die Ver­brau­cher sen­si­bi­li­sie­ren sich immer stär­ker und ach­ten beim Ein­kauf auf Nach­hal­tig­keit. (vgl. UBA 2020, S. 20) Nach Anga­ben der Gesell­schaft für Kon­sum­for­schung (GfK) hat sich der Anteil der Ver­brau­che­rin­nen und Ver­brau­cher, die Wert auf einen gesund­heits­ori­en­tier­ten und nach­hal­ti­gen Lebens­stil legen, in den ver­gan­ge­nen fünf Jah­ren von 18 auf 31 Pro­zent erhöht. (vgl. GfK 2019)
Der LEH spielt im Ernäh­rungs­sys­tem eine ent­schei­den­de Rol­le. Zunächst ist er der­je­ni­ge, der die Bevöl­ke­rung mit dem Groß­teil an Lebens­mit­teln ver­sorgt. Im Jahr 2016 kauf­te ein Haus­halt durch­schnitt­lich 226-mal beim LEH ein. Zudem weist der LEH in Deutsch­land ein dich­tes Fili­al­netz von mehr als 37.000 Geschäf­ten auf. (vgl. UBA 2020, S. 24)
In Fol­gen­dem wer­den die Unter­neh­men Lidl und Rewe, zwei der größ­ten Lebens­mit­tel­händ­ler Deutsch­lands vor­ge­stellt und bezüg­lich den Kri­te­ri­en Trans­pa­renz, Ener­gie­ef­fi­zi­ens, Lebens­mit­tel­qua­li­tät und Abfall­ent­sor­gung ver­gli­chen und bewer­tet.

5. VORSTELLUNG DER UNTERNEHMEN

5.1 LIDL
Der Dis­coun­ter Lidl ist Teil der Schwarz Grup­pe, zu der auch Kauf­land gehört. Das Unter­neh­men hat im Jahr 2019 in Deutsch­land einen Umsatz von 22,7 Mil­li­ar­den Euro erzielt und mit über 3.000 Filia­len ist Lidl neben der Aldi-Grup­pe der Markt­füh­rer im Seg­ment der Lebens­mit­tel-Dis­coun­ter. Zudem han­delt es sich um ein inter­na­tio­na­les Unter­neh­men, Lidl ist aktu­ell in 32 Län­dern ver­tre­ten. In Deutsch­land umfasst das Fest­sor­ti­ment des Dis­coun­ters rund 4.000 Ein­zel­ar­ti­kel. Davon sind rund 25 Pro­zent des Sor­ti­ments Mar­ken­ar­ti­kel, wäh­rend Eigen­mar­ken 75 Pro­zent aus­ma­chen. Ergänzt wird das Sor­ti­ment durch Akti­ons­ar­ti­kel, die zwei­mal pro Woche wech­seln. (Lidl Nach­hal­tig­keits­be­richt 2020, S. 11)
Die Nach­hal­tig­keits­be­mü­hun­gen von Lidl erläu­tert das Unter­neh­men in sei­nem in zwei­jäh­ri­gem Zyklus publi­zier­ten Nach­hal­tig­keits­be­richt. Die vor­lie­gen­de Arbeit wird sich auf den Nach­hal­tig­keits­be­richt 2018–2019 beziehen,welcher den Namen “mehr­WERT­schät­zen” trägt. Die Lei­te­rin der Abtei­lung für Cor­po­ra­te Social Respon­si­bi­li­ty (CSR) bei Lidl Deutsch­land Dr. Eli­sa­beth Koep beschreibt in die­sem, wie sehr sich Lidl sei­ner gesell­schaft­li­chen­Ver­ant­wor­tung bewusst ist und erklärt die Visi­on von Lidl, der nach­hal­tigs­te Fri­sche-Dis­coun­ter Deutsch­lands zu wer­den. (vgl. Lidl Nach­hal­tig­keits­be­richt 2020) Zu die­sem Zweck hat sich der Lebens­mit­tel­ein­zel­händ­ler kon­kre­te Zie­le für das Jahr 2025 und das Jahr 2030 gesetzt.
Die­se wer­den in die­ser Arbeit ana­ly­siert und bewer­tet.

5.2 REWE

Der inter­na­tio­nal täti­ge Voll­sor­ti­men­ter Rewe gehört zu der genos­sen­schaft­lich struk­tu­rier­ten Rewe Unter­neh­mens­grup­pe. Die Rewe-Filia­len wer­den auf­grund der Unter­neh­mens­phi­lo­so­phie der dezen­tra­len Ver­wal­tung von selbst­stän­di­gen Kauf­leu­ten geführt. Im Geschäfts­jahr 2019 erziel­te Rewe nach eige­ner Bericht­erstat­tung in Deutsch­land einen Umsatz von 24,5 Mil­li­ar­den Euro. Das Unter­neh­men gehört wie Lidl zu den größ­ten Lebens­mit­tel­ein­zel­händ­lern Deutsch­lands. (vgl. Rewe Group, 2020)
Die Ana­ly­se der Nach­hal­tig­keits­be­mü­hun­gen von Rewe bezie­hen sich auf den Nach­hal­tig­keits­be­richt 2019. Der Kon­zern ver­öf­fent­licht jähr­lich einen Nach­hal­tig­keits­be­richt auf sei­ner Web­sei­te.

6.1 TRANSPARENZ

„Die Nach­hal­tig­keits­be­richt­erstat­tung könn­te ein Instru­ment der Rech­nungs­le­gung gegen­über Öffent­lich­keit und Poli­tik dar­stel­len. Damit kommt ihr sowohl für die erfolg­rei­che Kom­mu­ni­ka­ti­on des Leit­bilds als auch unter Akzep­tanz- und Wett­be­werbs­ge­sichts­punk­ten für Unter­neh­mens­ak­ti­vi­tä­ten erheb­li­che Bedeu­tung zu.“
(Grundwald/Kopfmüller 2012, S. 187) In einer Nach­hal­tig­keits­be­richts­er­stat­tung legt das Unter­neh­men sei­ne Bemü­hun­gen im Bereich der nach­hal­ti­gen Ent­wick­lung offen und recht­fer­tigt die­se mög­lichst objek­tiv. Auf­grund deren Wich­tig­keit hat die Euro­päi­sche Uni­on (EU) mit der EU Richt­li­nie 2014/95/EU ein neu­es Gesetz geschaf­fen wel­che öffent­li­che Unter­neh­men, die mehr als 500 Mit­ar­bei­ter im Jah­res­durch­schnitt beschäf­ti­gen, dazu ver­pflich­tet eine Form des Nach­hal­tig­keits­be­rich­tes zu ver­öf­fent­li­chen. Die­ser soll vor allem dazu die­nen die Öffent­lich­keit über die sozia­le und öko­lo­gi­sche Ent­wick­lung des Unter­neh­mens zu infor­mie­ren. (vgl. nachhaltigkeitskodex.de)
In der vor­lie­gen­den Arbeit wer­den als grund­le­gen­de Quel­le für die Bewer­tung der Unter­neh­men hin­sicht­lich ihrer Bemü­hun­gen für die nach­hal­ti­ge Ent­wick­lung die Nach­hal­tig­keits­be­rich­te der Unter­neh­men genutzt. Es sei dar­auf hin­ge­wie­sen, dass es sich bei den Nach­hal­tig­keits­be­rich­ten um selbst erstell­te und her­aus­ge­ge­be­ne Publi­ka­tio­nen des jewei­li­gen Unter­neh­mens han­delt. Die Berich­te wer­den als Kom­mu­ni­ka­ti­ons­mit­tel für ihre Stake­hol­der genutzt, denen gegen­über sie sich mög­lichst posi­tiv prä­sen­tie­ren müs­sen.
Um trotz­dem wahr­heits­ge­mä­ße und objek­ti­ve Aus­sa­gen zu tref­fen, fol­gen und ori­en­tie­ren sich die Nach­hal­tig­keits­be­rich­te sowohl von Lidl als auch von Rewe an den inter­na­tio­nal aner­kann­ten Stan­dards der Glo­bal Report­ing Initia­ti­ve (GRI). Die GRI ist eine unab­hän­gi­ge Orga­ni­sa­ti­on mit dem Ziel den Unter­neh­men welt­weit bei
der Erstel­lung der Nach­hal­tig­keits­be­rich­te durch Stan­dards und Richt­li­ni­en zu hel­fen (vgl. Grunwald/Kopfmüller 2012, S. 188) Zur Siche­rung der Qua­li­tät und Glaub­wür­dig­keit lässt die Rewe Group zusätz­lich aus­ge­wähl­te Daten ihrer Bericht­erstat­tung durch eine Wirt­schafts­prü­fungs­ge­sell­schaft prü­fen.
Bei der Unter­su­chung der Berich­te der bei­den Unter­neh­men zeigt sich, dass die Unter­neh­men zwar grund­sätz­lich zu allen Kri­te­ri­en Anga­ben machen, die­se jedoch im Umfang, der Aus­rich­tung und dem Detail­grad stark vari­ie­ren kön­nen. Auch haben die Unter­neh­men zu ver­schie­de­nen Zeit­punk­ten mit der Ver­öf­fent­li­chung regel­mä­ßi­ger Nach­hal­tig­keits­be­rich­te begon­nen. Rewe war mit sei­nem ers­ten Bericht im Jahr 2009 im filia­li­sier­ten LEH Vor­rei­ter. Lidl hat hin­ge­gen im Jahr 2018 ziem­lich spät damit ange­fan­gen eigen­stän­di­ge Nach­hal­tig­keits­be­rich­te zu ver­öf­fent­li­chen. Es kann gesagt wer­den, dass der Bericht von Rewe der umfang­rei­che­re und detail­lier­te­re von den bei­den ist.

Kühlregal

6.2 ENERGIE

Der Kli­ma­wan­del ist eine der größ­ten glo­ba­len Her­aus­for­de­run­gen und hat weit­rei­chen­de Aus­wir­kun­gen welt­weit. Bestehen­de Öko­sys­te­me sowie die bio­lo­gi­sche Viel­falt sind bedroht und die Lebens­grund­la­ge von Mil­lio­nen von Men­schen exis­ten­zi­ell gefähr­det. Vor die­sem Hin­ter­grund sieht das Pari­ser Kli­ma­ab­kom­men vor, die Erd­er­wär­mung auf deut­lich unter 2 Grad zu hal­ten und Anstren­gun­gen zu unter­neh­men den Tem­pe­ra­tur­an­stieg auf 1,5 Grad zu begren­zen. Bewe­gun­gen wie Fri­days for Future zei­gen, dass das Bewusst­sein für die Not­wen­dig­keit von Kli­ma-
schutz­maß­nah­men auch in der Gesell­schaft ver­an­kert ist.
In dem Bereich der Ener­gie geht es dem­nach dar­um wie ener­gie­ef­fi­zi­ent und dadurch kli­ma­freund­lich die Unter­neh­men sind. Bei­de in die­ser Arbeit bespro­che­nen Lebens­mit­tel­ein­zel­händ­ler sind Groß­un­ter­neh­men und zäh­len somit mit ihrer hohen Anzahl an Ener­gie­trä­gern wie Licht, Küh­lung, Hei­zung und Kas­sen­sys­te­men in den Filia­len und Logis­tik­zen­tren zu den gro­ßen kom­mu­na­len Ver­brau­chern von Ener­gie und Roh­stof­fen, wor­aus hohe CO2 Emis­sio­nen resul­tie­ren. Die Bemü­hun­gen der Unter­neh­men ihren Ener­gie­ein­satz zu opti­mie­ren um ihre CO2-Emis­sio­nen dem tech­ni­schen Mini­mum anzu­nä­hern wer­den im fol­gen­den bespro­chen.

Lidl hat sich zum Ziel gesetzt bis 2030 alle sei­ne Immo­bi­li­en kli­ma­neu­tral zu betrei­ben. Da bei Lidl der Strom mit 72,3 Pro­zent die wich­tigs­te Ener­gie­quel­le ist, setzt das Unter­neh­men auf strom­spa­ren­de­re Tech­no­lo­gien. Im Jahr 2019 waren 257 Foto­vol­ta­ik­an­la­gen auf den Dächern der Filia­len und Logis­tik­zen­tren instal­liert. Aus denen konn­te im sel­ben Jahr 4.808 MWh selbst erzeug­te Ener­gie in das eige­ne Strom­netz ein­ge­speist wer­den. Somit konn­te das Unter­neh­men den Ein­satz erneu­er­ba­rer Ener­gien zwi­schen 2018 und 2019 mehr als ver­dop­peln. Außer­dem gestal­tet
Lidl die Mobi­li­täts­wen­de mit. An ins­ge­samt 184 Filia­len kön­nen Kun­den bereits ihr Elek­tro­fahr­zeug an einer E‑Ladesäule mit zer­ti­fi­zier­tem Grün­strom auf­la­den.
Ziel des Unter­neh­mens ist es zukünf­tig jede neu eröff­ne­te Filia­le mit einer E‑Ladesäule aus­zu­stat­ten. Auch 20 Pro­zent des eige­nen Fuhr­parks sol­len ab 2025 mit alter­na­ti­ven Antrie­ben fah­ren. (Lidl Nach­hal­tig­keits­be­richt 2020, S. 100)
Die Rewe Group hat im Jahr 2008 sei­ne ers­te Kli­ma­bi­lanz erstellt und die Umstel­lung auf zer­ti­fi­zier­ten Grün­strom gestar­tet. Seit­dem über­prüft das Unter­neh­mens­eine Fort­schrit­te mit der jähr­li­chen Erstel­lung einer sol­chen Kli­ma­bi­lanz durch unab­hän­gi­ge Exper­ten. Seit 2009 ver­folgt das Unter­neh­men sein Green-Buil­ding Kon­zept, einen ganz­heit­li­chen Nach­hal­tig­keits­an­satz für sei­ne Stand­or­te. Im Jahr 2013 hat die Rewe Group ihr seit 2009 bestehen­des Kli­ma­ziel aktua­li­siert und strebt seit­her an, die Treib­haus­gas­emis­sio­nen pro Qua­drat­me­ter Ver­kaufs­flä­che bis 2022 gegen­über 2006 zu hal­bie­ren. Zudem hat­te sich das Unter­neh­men zwei wei­te­re Zie­le für 2022 gesetzt: den Strom­ver­brauch je Qua­drat­me­ter Ver­kaufs­flä­che um 7,5 Pro­zent zu sen­ken und die Käl­te­mit­tel­be­ding­te Treib­haus­gas­emis­sio­nen je Qua­drat­me­ter Ver­kaufs­flä­che um 35 Pro­zent gegen­über 2012 zu redu­zie­ren. Bei­de ange­streb­ten Ziel­wer­te wur­den bereits im Jahr 2018 erreicht. Zu die­sen Erfolg trug auch der Ein­satz kli­ma­scho­nen­der Käl­te­mit­tel bei. (Rewe Nach­hal­tig­keits­be­richt 2020)

Betrach­tet man den ange­ge­be­nen Ener­gie­in­ten­si­täts­quo­ti­en­ten in den Nach­hal­tig­keits­be­rich­ten der bei­den Unter­neh­men schnei­det Lidl mit 235,2 kWh/m2 deut­lich bes­ser ab als Rewe mit 457,3 kWh/m2.

6.3 LEBENSMITTELQUALITÄT

Der sta­tio­nä­re LEH stellt sei­nen Kun­den täg­lich eine gro­ße Aus­wahl an all­täg­li­chen Lebens­mit­teln zum Kon­sum zu Ver­fü­gung und hat damit einen gro­ßen Ein­fluss auf die Ernäh­rung und somit auch auf die Gesund­heit der Bevöl­ke­rung. Laut den jewei­li­gen Nach­hal­tig­keits­be­rich­ten haben sowohl Lidl als auch Rewe den Anspruch an sich selbst ihre Eigen­mar­ken gesün­der zu gestal­ten.
Lidl hat vor in den kom­men­den fünf Jah­ren in den Eigen­mar­ken eine absatz­ge­wich­te­te Redu­zie­rung von Zucker und Salz um 20 Pro­zent zu errei­chen. Bis­her konn­ten rund 8 Pro­zent Salz und 14 Pro­zent Zucker redu­ziert wer­den. Auch Rewe will bis Ende 2020 bei rund 50% der Eigen­mar­ken­ar­ti­kel eine Salz- oder Zucker­re­duk­ti­on umset­zen.
Um den Kun­den die Aus­wahl der Lebens­mit­tel zu ver­ein­fa­chen und Con­su­mer Con­fu­si­on zu ver­mei­den kenn­zeich­nen die Unter­neh­men jene Pro­duk­te die bestimm­te Stan­dards erfül­len mit ent­spre­chen­den Sie­geln. (vgl. Buer­ke 2016, S. 69)
Das Fest­sor­ti­ment von Lidl schließt im Berichts­zeit­raum 340 regio­na­le und natio­na­le Bio- bzw. Bio­land Lebens­mit­tel mit ein. Bis 2025 möch­te das Unter­neh­men min­des­tens 10 Pro­zent des Fest­sor­ti­ments als Bio- bzw. Bio­land-Lebens­mit­tel anbie­ten. (Lidl Nach­hal­tig­keits­be­richt 2020, S. 11 ff.) Außer­dem strebt das Unter­neh­men an bis Ende 2020 die Arti­kel mit Regio­nal­fens­ter-Kenn­zeich­nung im Fest­sor­ti­ment auf 200 Pro­duk­te zu erwei­tern.
Bei Rewe befin­den sich ca. 600 Bio-Pro­duk­te und 463 Regio­nal­fens­ter-Arti­kel im Sor­ti­ment. Zusätz­lich wen­det Rewe auf sei­nen Eigen­mar­ken­pro­duk­ten das Pro Pla­net-Label an, wel­ches Pro­duk­te kenn­zeich­net die öko­lo­gisch, sozi­al und nach­hal­tig pro­du­ziert wor­den sind oder erhöh­ten Tier­wohl­stan­dards ent­spre­chen. Am Bei­spiel des Fair­trade-Labels und des Palm­öls in den Pro­duk­ten kann man erken­nen, dass bei­de Unter­neh­men bis­her ähn­li­ches geleis­tet haben: bei­de set­zen bei ihren Eigen­mar­ken aus­schließ­lich auf zer­ti­fi­zier­tes Palm­öl und ver­su­chen ste­tig den Anteil an Fair­trade-Pro­duk­ten im ihrem Sor­ti­ment zu erhö­hen.
In den unter­such­ten Punk­ten die­sen Bereichs sind kei­ne nen­nens­wer­ten Unter­schie­de in der Vor­ge­hens­wei­se der bei­den Unter­neh­men zu erken­nen, es ist viel mehr ein Kopf an Kopf ren­nen.

6.4 ABFALLENTSORGUNG

Ein Ein­zel­han­dels­un­ter­neh­men trägt natür­lich auch die Ver­ant­wor­tung für den Abfall den es pro­du­ziert, denn mit stei­gen­dem Umsatz wächst im Nor­mal­fall auch die Gesamt­ab­fall­men­ge. Es hat Ein­fluss dar­auf wie die, durch die Unter­neh­mens­tä­tig­keit ent­ste­hen­den Abfäl­le, genutzt bzw. wie­der­ver­wer­tet oder ent­sorgt wer­den.
Bei Lidl wird der gesam­te Recy­cling­pro­zess durch Green-Cycle, den Umwelt­dienst­leis­ter der Schwarz Grup­pe gesteu­ert. Im Geschäfts­jahr 2019 wur­den so rund 82 Pro­zent der ange­fal­le­nen Abfäl­le recy­celt (z.B. Papier, Pap­pe und Kar­to­na­ge, Plas­tik­fo­li­en und PET-Fla­schen). Die Rest­ab­fäl­le wur­den zu 92 Pro­zent mit der Metho­de der ther­mi­schen Ver­wer­tung in Ener­gie umge­wan­delt. In sei­nem Nach­hal­tig­keits­be­richt betont Lidl die Vor­tei­le sei­nes geschlos­se­nen Kreis­laufs: „Kunst­stof­fe, die bei uns ent­ste­hen, wol­len wir nicht mehr aus der Hand geben. Dafür
haben wir die Infra­struk­tur geschaf­fen, mit der wir den gesam­ten Wert­stoff­kreis­lauf abde­cken kön­nen. In den Wer­ken der Schwarz-Pro­duk­ti­on stel­len wir Eigen­mar­ken­ar­ti­kel her und ver­pa­cken die­se. Nach dem Ver­kauf in unse­ren Filia­len holt das grup­pen­ei­ge­ne Ent­sor­gungs­un­ter­neh­men Pre­Ze­ro Wert­stoff­ma­nage­ment die lee­ren Ver­kaufs­ver­pa­ckun­gen im gel­ben Sack bei vie­len Kun­den in Deutsch­land wie­der ab. Anschlie­ßend wer­den die Wert­stof­fe sor­tiert, bevor sie im eige­nen Recy­cling­un­ter­neh­men zu neu­en Kunst­stoff­grund­pro­duk­ten auf­be­rei­tet wer­den. Das schont Res­sour­cen, das Kli­ma und ist wirt­schaft­lich sinn­voll.” (Lidl Nach­hal­tig­keits­be­richt 2020, S. 113) Wie viel Pro­zent des Abfalls bei Lidl letzt­end­lich recy­celt wer­den geht aus dem Bericht nicht her­vor.

Rewe berich­tet nicht so aus­führ­lich über sei­ne Abfall­ent­sor­gung wie Lidl. Es geht her­vor, dass Rewe kein eige­nes Ent­sor­gungs- oder Recy­cling­un­ter­neh­men besitzt, son­dern mit exter­nen Ent­sor­gungs­part­nern zusam­men­ar­bei­tet. Die nicht-gefähr­li­chen Abfäl­le von Rewe wer­den im Wesent­li­chen werk­stoff­lich ver­wer­tet, und zwar zu einer Quo­te von 97,8 Pro­zent.
Es kann gesagt wer­den, dass Lidl eine bes­se­re Kon­trol­le über den Wert­schöp­fungspro­zess hat, da fast alles unter­neh­mens­in­tern statt­fin­det.

Abfall

7. FAZIT UND AUSBLICK

In die­ser Arbeit wur­de gezeigt, dass das für die Erde und die gesam­te Mensch­heit wich­ti­ge The­ma Nach­hal­tig­keit nach und nach auch den deut­schen Lebens­mit­tel­ein­zel­han­del erreicht hat. Die Unter­neh­men des LEH sind sich bewusst, dass sie sich mit neu­en nach­hal­ti­ge­ren Ziel­set­zun­gen und Hand­lungs­we­gen aus­ein­an­der­set­zen müs­sen, um in der heu­ti­gen Zeit wett­be­werbs­fä­hig und rele­vant zu blei­ben. Die Unter­su­chung und Gegen­über­stel­lung zwei erfolg­rei­cher Lebens­mit­tel­ein­zel­händ­ler hin­sicht­lich ihrer Bemü­hun­gen zur nach­hal­ti­gen Ent­wick­lung ergibt, dass
sowohl Lidl als Dis­coun­ter wie auch Rewe als Super­markt ähn­li­che Ansät­ze ver­fol­gen. Zu der all­ge­mei­nen Hypo­the­se, dass Voll­sor­ti­men­ter grund­sätz­lich nach­hal­ti­ger han­deln als Dis­coun­ter, kann gesagt wer­den, dass sie nach erfolg­ter Betrach­tung nicht zutref­fend war, denn je nach betrach­te­tem Aspekt schnitt mal der Dis­coun­ter (hier Lidl) und mal der Voll­sor­ti­men­ter (hier Rewe) bes­ser ab.

Außer­dem hat die Ana­ly­se gezeigt, dass es auf­grund der vor­han­de­nen und von den Unter­neh­men ver­öf­fent­lich­ten Daten, noch nicht mög­lich ist einen Ein­zel­händ­ler als ein­deu­tig nach­hal­ti­ger oder weni­ger nach­hal­tig ein­zu­stu­fen, was auf das noch jun­ge aber doch sehr kom­ple­xe The­ma zurück­zu­füh­ren ist. Mit den bis­her publi­zier­ten und schon recht umfang­rei­chen Nach­hal­tig­keits­be­rich­ten ist das Fun­da­ment für eine umfas­sen­de Bericht­erstat­tung geschaf­fen wor­den, nun muss es zum Ziel wer­den, dass alle Unter­neh­men des deut­schen LEH anhand ihrer Nach­hal­tig­keits­be-
rich­te so ver­gli­chen wer­den kön­nen, dass für ihre gesam­ten Stake­hol­der eine kla­re Bewer­tung mög­lich wird und sich der Ein­satz für Nach­hal­tig­keit zu einer fes­ten Kenn­grö­ße für die Unter­neh­men ent­wi­ckelt. Dadurch kann ein Wett­be­werb geschaf­fen wer­den, wel­cher es für Unter­neh­men noch erstre­bens­wer­ter macht, nach­hal­ti­ger zu Han­deln und somit einen grö­ße­ren Bei­trag zu leis­ten um unse­rem gemein­sa­men Ziel der Erhal­tung unse­rer Lebens­grund­la­gen ein Stück näher zu kom­men.

Letzt­end­lich liegt es an jedem Ein­zel­nen, sei­ne eige­nen Prio­ri­tä­ten zu set­zen und zu ent­schei­den, wel­cher Super­markt bes­ser zu den eige­nen Wer­ten und Bedürf­nis­sen passt. Es ist jedoch erfreu­lich zu sehen, dass sowohl Lidl als auch Rewe sich aktiv für Nach­hal­tig­keit ein­set­zen und kon­ti­nu­ier­lich dar­an arbei­ten, ihre Pro­zes­se und Pro­duk­te noch nach­hal­ti­ger zu gestal­ten.

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Mit der Natur eins sein und die Zusammenhänge besser verstehen.

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