Das Gorona-Projekt von El Hierro

Seicherbecken

Gorona: Eine nachhaltige Energieversorgung für die Zukunft -

El Hier­ro, eine klei­ne Insel im Atlan­ti­schen Oze­an, hat sich zum Vor­rei­ter in Sachen erneu­er­ba­re Ener­gien mit dem rege­ne­ra­ti­ven Pro­jekt Goro­na ent­wi­ckelt. Das Goro­na-Pro­jekt, das im Jahr 2014 ins Leben geru­fen wur­de, hat es geschafft, die Insel nahe­zu mit erneu­er­ba­rem Strom zu ver­sor­gen.

Die Idee hin­ter dem Goro­na-Pro­jekt war es, die natür­li­chen Res­sour­cen der Insel opti­mal zu nut­zen. El Hier­ro ist bekannt für sei­ne star­ken Win­de und das kris­tall­kla­re Was­ser des Atlan­tiks. Die­se bei­den Fak­to­ren wur­den genutzt, um eine nach­hal­ti­ge Ener­gie­ver­sor­gung auf­zu­bau­en.

Das Herz­stück des Pro­jekts ist ein inno­va­ti­ves Was­ser­kraft­werk. Durch den Ein­satz von Wind­tur­bi­nen wird über­schüs­si­ge Ener­gie erzeugt, die zur Pum­pung von Was­ser in einen obe­ren Stau­see genutzt wird. Bei Bedarf kann das Was­ser dann durch Tur­bi­nen gelei­tet wer­den, um Strom zu erzeu­gen. Die­ses Sys­tem ermög­licht eine kon­ti­nu­ier­li­che Strom­ver­sor­gung, auch wenn der Wind nicht aus­rei­chend weht.

Windräder

Das Goro­na-Pro­jekt soll­te nicht nur dazu bei­getra­gen, dass El Hier­ro unab­hän­gi­ger von fos­si­len Brenn­stof­fen wird, son­dern auch die Umwelt­be­las­tung deut­lich redu­ziert. Die Insel spart so jähr­lich eini­ge Tau­send Ton­nen CO2-Emis­sio­nen ein und trägt somit aktiv zum Kli­ma­schutz bei.

Ziel war es, El Hierro mit 100 % Strom aus Regenerativer Energie zu versorgen 

81 % des not­wen­di­gen Stroms konn­te nun im Juli 2015 aus Wind- und Was­ser­kraft gewon­nen wer­den. Die­ser Pro­zent­satz war noch der Spit­zen­wert und dürf­te sich auch in Zukunft nur unwe­sent­lich ver­bes­sern las­sen. Das alte Schweröl­kraft­werk im Hafen muss also noch dre­cki­ge Ener­gie bei­steu­ern.

Alternative Energie

Aber 81 % rege­ne­ra­ti­ve Ener­gie ist schon eine Leis­tung und ein Erfolg für die Insel. Rund 600 Ton­nen CO₂ Emis­si­on jähr­lich wer­den weni­ger die Umwelt belas­ten (1000 Ton­nen CO₂ waren geplant). Fast unab­hän­gig von der Ölein­fuhr und unab­hän­gig von den Ölprei­sen und dafür auf eine Ener­gie­quel­le gesetzt, die immer kos­ten­los auf der Insel vor­han­den ist.

Die­se Art von Ener­gie­er­zeu­gung ist natür­lich wesent­lich auf­wän­di­ger (Wind­rä­der, Ent­sal­zungs­an­la­ge, Pum­pen, Spei­cher­be­cken, Tur­bi­nen, Gene­ra­to­ren) und stör­an­fäl­li­ger als ein nor­ma­les Die­sel­kraft­werk. Wäre viel­leicht noch Solar­kraft als Zwi­schen­spei­cher ein­ge­baut wor­den, könn­te die jewei­li­ge Umzugs­alt­pha­se bes­ser bei den Strom­schwan­kun­gen über­brückt wer­den.

 

 

Regenerative Energie - Energiebilanz an einem normalen Wochentag 
Ener­gie­bi­lanz an einem nor­ma­len Wochen­tag

Auch lässt sich die­se kom­ple­xe Anla­ge nur lang­sam hoch- oder wie­der her­un­ter­fah­ren und kann nicht fle­xi­bel genug auf unvor­her­ge­se­he­ne Strom­ver­brauchs­spit­zen reagie­ren. Ent­we­der geht viel erzeug­ter Strom ver­lo­ren oder er fehlt bei Bedarf und die Lich­ter gehen aus.

Der Kom­pro­miss für die­se Situa­tio­nen ist das alte Ölkraft­werk. Es wird also wei­ter damp­fen und stin­ken müs­sen. Auf der Gra­fik eines nor­ma­len Arbeits­ta­ges ist der ver­brauch­te Strom (gelb) und unter­legt der mit natür­li­chen Res­sour­cen erzeug­te und ein­ge­speis­te Strom abzu­le­sen. Rechts im grau­en Feld die mit Die­sel zusätz­lich erzeug­te MW-Men­ge.

Die Bilanz des Pro­to­typs

Zwei Jah­re spä­ter prä­sen­tiert die Betrei­ber­ge­sell­schaft Goro­na del Vien­to El Hier­ro erst­mals ernüch­tern­de Zah­len:

„Im Jah­re 2015 wur­de der Wunsch­traum 100 % Strom aus Erneu­er­ba­rer Ener­gie zu bezie­hen am 9. August für etwas mehr als 2 Stun­den erreicht. In der ers­ten Jah­res­hälf­te konn­ten die sau­be­ren Ener­gie­quel­len zu 30 % genutzt wer­den. In den Mona­ten Juli und August lagen die Mit­tel­wer­te zwi­schen 49 und 55 %. Die feh­len­de Ener­gie muss­te das alte Schweröl­kraft­werk bei­steu­ern, das man eigent­lich still­le­gen woll­te“

Inzwi­schen im Jah­re 2023 haben sich die Wer­te bei 60 % erneu­er­ba­rer Ener­gie ein­ge­pen­delt.

Fast 85 Mil­lio­nen Euro, mehr als die Hälf­te För­der­mit­tel (Sub­ven­tio­nen), hat­te der Bau der Anla­ge ver­schlun­gen. Es soll­te erst­mals der Beweis erbracht wer­den, dass die Kom­bi­na­ti­on Wind- und Was­ser­kraft eine Insel wie El Hier­ro kom­plett mit Strom ver­sor­gen kann.

Lei­der wird sich die Visi­on von der sau­bers­ten Insel der Welt nun doch nicht erfül­len las­sen und eine Visi­on blei­ben. Viel­leicht waren es doch zu vie­le Vor­schuss-Lor­bee­ren.

Es bleibt aber ein beein­dru­cken­des Bei­spiel dafür, wie eine klei­ne Insel mit begrenz­ten Res­sour­cen eine nach­hal­ti­ge Ener­gie­ver­sor­gung auf­bau­en kann.

Da ich den Bau mit Inter­es­se von Anfang an beglei­tet habe, gibt es eini­ge Berich­te zum Nach­le­sen.

 

Über Manfred 45 Artikel
Mit der Natur eins sein und die Zusammenhänge besser verstehen.

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